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Mai 2019

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D I E S E F R A U I S T

D I E S E F R A U I S T E I N S A M E S P I T Z E 74

PIONIERE Die aus Bangladesch stammende Bergsteigerin und Menschenrechtlerin Wasfia Nazreen setzt sich oft über Konventionen hinweg – und ist stolz darauf. TEXT: GEOFF POULTON FOTOS: MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DES BÜROS DES DALAI LAMA; SEBASTIAN GRAU Wasfia Nazreen hätte es sich nie träumen lassen, dass sie einmal vom höchsten Gipfel der Welt aus den Sonnenaufgang sehen würde. Sie hatte einen hohen Preis dafür bezahlt: Ihr Aufstieg zum Mount Everest war äußerst gefährlich – sie hatte gegen Kälte, Höhenkrankheit und tödliche Lawinen zu kämpfen. Die gefrorenen Leichen verunglückter Bergsteiger ließen sie die Gefahr nie vergessen, in die sie sich begeben hatte. Als auf über 8.000 Meter über dem Meeresspiegel der Gipfel endlich in Reichweite schien, begannen Nazreens erste Tränen zu fließen, und als sie dann oben war, weinte sie hemmungslos – vor Freude und Dankbarkeit. „Ich war beim Aufstieg so einsam gewesen, aber auf einmal fühlte ich mich mit jedem Lebewesen auf der Erde verbunden. Mein ganzes Leben flog an mir vorbei. Und hier oben, bei den Göttern und Göttinnen des Himalaya, kam ich mir winziger vor als der kleinste Käfer.“ Die Eroberung von Mount Everest im Jahre 2012 war eine einschneidende Erfahrung für die 36-Jährige aus Bangladesch, die ihr Leben veränderte. „Mir wurde zum ersten Mal richtig bewusst, wie begrenzt unsere Zeit auf der Erde ist, und ich fühlte neue Kräfte und neue Perspektiven für meine Rolle als Aktivistin.“ Ihre Bergbesteigungen dienen nicht nur dem Selbstzweck, sie sollen vielmehr Frauen in ihrer Heimat und in der ganzen Welt inspirieren und ihnen Stärke und Hoffnung geben. Mount Everest war nur eine Station von „Bangladesch auf sieben Gipfeln“. Diese Aktion war Nazreens Tribut an die tapferen Frauen, die während des Unabhängigkeitskrieges in ihrem Heimatland so viel durchmachen mussten. 2015 bestieg sie die Carstenz-Pyramide in Neuguinea und wurde damit in den Club der wenigen Hundert aufgenommen, die die höchsten Gipfel auf allen sieben Kontinenten bezwungen hatten. Und: Sie war der erste Mensch aus Bangladesch, dem dies gelang. Auf jedem Gipfel hisste sie zuerst stolz die Flagge ihres Heimatlands. Dann aber setzte sie ihren klappbaren Hula-Hoop-Reifen zusammen und schwang ihn um Hüften. „Als Kind durfte ich das nicht, also mache ich das jetzt – für mich und die Mit der Eroberung der Berge zollt Nazreen den Frauen von Bangladesch ihren Tribut. Oben links: Nazreen zeigt dem Dalai Lama ein Foto von Tibet, aufgenommen vom Gipfel des Mount Everest. Oben rechts: auf dem Mount Denali in Alaska. Mädchen zu Hause. Das ist meine Botschaft an sie: „Jetzt kann uns keiner mehr was sagen.“ Wasfia Nazreen wuchs in Chittagong auf, Bangladeschs zweitgrößter Stadt. Nach ihrem Schulabschluss in der Hauptstadt Dhaka erhielt sie ein Stipendium in den USA, wo sie Kunst und Psychologie studierte. Sie schrieb ihre Examensarbeit darüber, wie Frauen Kunst als Therapie benutzten. Ihre Recherchen führten sie in zahlreiche Regionen Indiens, darunter auch in die Stadt Dharamsala, Sitz der tibetischen Exilregierung. Dort entdeckte sie ihre Passion sowohl für die Berge als auch für Menschenrechte. Sie arbeitete für verschiedene Hilfsorganisationen, ehe sie sich dazu entschloss, Bergsteigen und Aktivismus miteinander zu verbinden und zu ihrer Hauptarbeit zu machen, um so das Bewusstsein für Menschenrechtsverstöße und Klimawandel zu schärfen. Trotz der „Liebe“, die sie von überall nach der Besteigung der sieben Gipfel empfing, brachte ihr Erfolg für eine Frau aus Bangladesch auch Probleme mit sich, und zwar nicht nur physische, mentale, finanzielle und logistische. „Ich war Diskriminierungen, Beleidigungen und sogar Todesdrohungen ausgesetzt. Aber solche Erfahrungen stärken nur die aufstrebende Kraft der Frauen.“ Nazreen ist Perfektionistin, wie sie selbst zugibt. Ihre Expeditionen plant sie wie ein Kunstprojekt. Die Logistik beginnt Monate oder sogar Jahre vor einem Unternehmen; nebenbei absolviert sie ein hartes körperliches Training. Aber sie gibt zu: „Ganz egal, wie sorgfältig man plant – man muss akzeptieren, dass manchmal alles und jedes schief laufen kann und wird.“ Um darauf gefasst zu sein, fängt sie jeden Tag mit Meditation an. „Beim Klettern ist Achtsamkeit unerlässlich, und für mich ist Bergsteigen eine Quelle der Reflektion und der inneren Ruhe.“ Sie gibt zu, einen unkonventionellen Beruf gewählt zu haben. Sie hatte es umso schwerer, als sie aus einer Gesellschaft kam, in der alle ihre Aktivitäten mit „nicht normal“ bezeichnet oder sogar mit einem Tabu belegt werden. Nazreen: „Aber gerade darauf bin ich besonders stolz – dass ich ein selbstbestimmtes Leben lebe.“ 75

 

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Das Land Rover Magazin präsentiert Geschichten aus aller Welt, die für innere Stärke stehen und das Motto „Above and Beyond“ repräsentieren.

In dieser Ausgabe testen zwei inspirierende junge Abenteurer den neuen Defender bei ihrer Vorbereitung auf die Expedition zum Südpol. Außerdem feiern wir 50 Jahre Range Rover mit einer Entdeckungsreise nach Dubai. Wir blicken sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft. Dabei erläutert uns eine Gruppe von Visionären die Technologien, die die Zukunft für uns alle verändern könnten.



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